Gemeentehuis Gemert- Bakel

Diese alte Villa wird heute als Rathaus genutzt. Unter dem Rohbau des alten Rathauses (mit seiner weinroten Treppe) befindet sich die geräumi…

Diese alte Villa wird heute als Rathaus genutzt. Unter dem Rohbau des alten Rathauses (mit seiner weinroten Treppe) befindet sich die geräumige neoklassizistische Villa aus dem 19. Jahrhundert, die die Gemeinde 1926 von den Erben von Fräulein Josephina Verschure erworben hat. Diese Villa wurde hier in den Jahren 1878-1879 von dem sehr geschäftstüchtigen Willem van Schijndel erbaut, der sich kurz nach 1870 als einer der ersten in Nordbrabant auf die Herstellung von Margarine (künstlicher Butter) konzentrierte. Er hatte eine mit einer Dampfmaschine betriebene Fabrik an der Spitze der Molenstraat. In kurzer Zeit verdiente er mit Margarine so viel, dass er sich diese kapitalkräftige Villa leisten konnte. Von seinem Unternehmergeist zeugt auch die Tatsache, dass er auf der Pariser Weltausstellung 1881 die Installation der dort erstmals gezeigten, vollständig maschinengetriebenen Holzschuhfabrik kaufte. Er betrieb diese Fabrik in Beek en Donk. Der bekannte brabantische Fotograf Martien Coppens war ein Sohn des Leiters der Holzschuhfabrik. Der Unternehmer Willem van Schijndel starb relativ jung (1893). Seine Familie zog daraufhin nach Brüssel um.

Die Villa von Willem van Schijndel wurde damals an der Stelle des Gasthauses "In de ridder Sint Joris" errichtet, das bereits 1549 bekannt war. Schräg hinter dem Gebäude, wo sich heute der Haupteingang des Rathauses befindet, befand sich die zum Gasthaus gehörende Bierbrauerei. Um 1600 gab es am Ridderplein (damals offiziell 'Plaetse' oder 'Merckt' genannt) bereits vier 'Brauhäuser', aber das nach Sint Joris benannte Gasthaus war jahrhundertelang das wichtigste. Das Hotel De Keizer bezog sein Bier von St. Joris und besaß ein eigenes Hopfenfeld, wo sich heute das Hopveld befindet. Der Betreiber war weit und breit als 'de Cock' bekannt. Das Gelände nebenan hieß natürlich 'Klein Sint Joris'.

Auf einem kleinformatigen Plexiglasrahmen auf dem Tisch des VVV Gemert-Bakel befindet sich die Reproduktion eines Drucks von Valentijn Klotz aus dem Jahr 1675, der die Situation 'aan de Merckt' aus diesem Jahr zeigt. Auf diesem Bild sehen wir nur das Schild des Gasthauses St. Joris. Gerade hier am Ridderplein ist es bemerkenswert, dass St. Joris als Schutzpatron der Ritter gilt. Im Jahr 1675 sehen wir das Gasthaus 'In de Wildeman' an der Stelle der heutigen Rabobank. Nicht nur die Gasthöfe, sondern auch viele andere Gebäude hatten in der Vergangenheit einen Namen wie die heutige Hausnummer.

Zurück zum Rathaus. Das heutige Aussehen geht auf einen Umbau unter der Leitung des Architekten Jan Magis (Helmond) zurück, der einige Monate vor dem Einmarsch der Deutschen (10. Mai 1940) begann. Dieser Umbau wurde 1941 abgeschlossen. Oben in der nördlichen Seitenwand und auch im Stein des Gemeindewappens über dem Eingang sind noch Löcher von Bombensplittern aus dem Herbst 1944 zu sehen (die zwei große Krater auf dem Platz verursachten). Bei dem Wappen handelt es sich um das alte Gemeindewappen von Gemert, in dem Elemente des Wappens der deutschen Ritterschaft zu erkennen sind. Damals (1817) beabsichtigte der Gemeinderat, das Wappen des von Napoleon aufgehobenen Deutschen Ritterordens für die Gemeinde Gemert zu wählen. Die Schattierung in den Zeichnungen, die zu diesem Zweck an den Obersten Adelsrat geschickt wurden, hätte jedoch nicht der Bezeichnung entsprochen, die vor dem Wappen hätte erscheinen sollen. Diese kommunale Schlamperei wurde erst behoben, als Gemert und Bakel am 1. Januar 1997 fusioniert wurden und ein neues Gemeindewappen gewählt werden musste (siehe über dem neuen Haupteingang). Dabei wurde das alte Wappen der Deutschen Ritterschaft (allerdings in den richtigen Farben) mit den Willibrord-Farben Rot und Weiß (entsprechend den Farben im Wappen des von Willibrord gegründeten Klosters Echternach und denen der Gemeinde Utrecht, wo Willibrord einen Bischofssitz errichtete) zusammengeführt. Willibrord erhielt 714 die Kirche von Bakel, und zur Urpfarrei von Bakel gehörten auch Gemert und zum Beispiel Deurne. Das alte Gemeindewappen von Gemert findet sich auch auf den Windfahnen der Dachgauben und dem Dach des Rathauses. 

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